Hier berichtet Werner Reichmann als “Stadtradelstar” ab dem 1.5.2023. Ganz unten geht es los…
Das große Interview
Radverkehrinterview, stadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Als ehemaliger Stadtradelstar hatte ich jede Menge Pressetermine. Bzw. eigentlich genau einen. Das ist nicht schlecht und immerhin 1 mehr als im gesamten letzten Jahr! Aber bislang wollte niemand mit mir ein längeres Interview über kommunale Mobilitätspolitik führen. Mir doch egal! Dann interviewe ich mich eben selbst.
Werner: Hallo Herr Reichmann.
Reichmann: Moin.
Wie isses?
Muss.
Sie alte Plaudertasche.
Hm.
Wir wollten eigentlich ein Interview über kommunale Mobilitätspolitik führen.
Dann fang mal an.
Ok. Also. Die Zahl der zugelassenen PKW steigt stetig an. Warum sollten wir ausgerechnet in dieser Situation dem Fahrradverkehr mhr Platz einräumen?
Sowohl die Zahl der Pendlerinnen und Pendler nach Verden als auch die Zahl der zugelassenen PKW nimmt tendenziell zu. Die Verkehrsflächen wachsen aber nicht, und schon gar nicht in historischen Städten wie Verden eine ist. Mehr Menschen müssen auf der gleichen Fläche Platz finden. Dies kann einfach nur gelingen, wenn Verkehrsmittel genutzt werden, die diese Fläche bestmöglich nutzen. Das sind: der öffentliche Verkehr und der Radverkehr. Der Autoverkehr benötigt mit Abstand die meisten Flächen, vor allem wegen des Parkraums.
Aber wenn es mehr Autos gibt, müssen wir dann nicht einfach mehr Straßen bauen?
Nein sollten wir nicht. Ich mache da mal eine verhaltensökonomische Rechnung auf: Je geringer der zeitliche Aufwand und je höher der Komfort ist, desto eher werden wir eine Route nutzen. Ab einem bestimmten Mehraufawand, beispielsweise duch Stau, durch weitere Strecken oder müffelnde Sitznachbarn, werden wir uns eine Alternaitve suchen.
Umgekehrt gilt: Je flüssiger der Verkehr ist, desto mehr Menschen werden die Route zu der jeweiligen Zeit nutzen. In einer verkehrsökonomisch idealisierten Welt stellt sich ein Gleichgewicht ein. Das ist übrigens auch der Grund warum bei angekündigten temporären Änderungen (z.B. bei der Einführung von so genannten Pop-Up-Radfahrsteifen in deutschen Großstädten) nirgends langfristig ein Verkehrschaos entstanden ist. Die Menschen stellen sich einfach um und nutzen andere Routen. Bemerkenswert dabei ist, dass bei der Entscheidung für die Staustrecke nur die individuellen Kosten relevant sind. Dass es mit jedem weiteren Auto für alle langsamer vorangeht, interessiert die meisten Menschen als Einzelperson nicht. Ein Teil der duch Stau entstandenen Kosten werden also nicht von denjenigen getragen, die dafür verantwortlich sind.
Sollte man nicht einfach die Mehrheit folgen und kräftig in die Straßeninfrastruktur investieren?
Autos benötigen mehr Platz, verursachen mehr Lärm, emittieren mehr Luftschadstoffe, und kosten mehr Geld als alle anderen Verkehsmittel. Außerdem ist der erdölgetriebene Kraftverkehr für nahezu alle Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor verantwortlich, das sind rund 20% aller Treibhausgasemissionen in Deutschland!
Für die meisten ist die Wahl eines Verkehrsmittels eine Abwägung von Aufwand und Nutzen. Es gibt fast immer ein Alternative zum Auto. Unter den derzeitigen Bedingungen bedeutet die aber häufig, länger unterwegs zu sein, häufig umsteigen zu müssen, nass zu werden, zu schwitzen oder unterwegs keinen Großeinkauf machen zu können.
Um ehrlich zu sein, wenn ich mich so umsehe, dem einen oder der anderen würde es nicht schaden, hin und wieder ein bissl zu schwitzen.
Das haben jetzt Sie gesagt.
Wer jetzt?
Na Sie!
Ok. Wenn ich Sie richtig verstehe, würde die Entscheidung, welche Form der Mobilität gewählt wird, anders ausfallen, wenn die Bedingungen andere wären.
Exakt. Wenn die Kosten (und damit meine ich nicht nur finanzielle Aufwändungen sondern auch Zeit, Komfort, Ärger, Pünktlichkeit etc.) einer Mobilitätsform steigen, wird sie dadruch unattraktiver und die Menschen suchen sich was Anderes.
Und warum macht man das dann nicht einfach?
Naja, das ist halt nicht so einfach. Zum einen stehen der Veränderung von Verhalten Gewohnheiten und Mentalitäten entgegen. Das ist alles gut erforscht und wir wissen, dass es sehr kompliziert ist, die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit zu erreichen bzw. sie an den unterschiedlichen Punkten, an denen sie stehen, von der Notwendigkeit eines Wandels zu überzeugen. Zum zweiten reden wir hier über Infrastruktur, die eben eine massive materielle Dimension hat. Eine Straße ist nicht so einfach umgebaut, das kostet viel Arbeit in Planung und Umsetzung, Besitzverhältnisse müssen beachtet werden etc. Der Bau autogerechter Städte ist auch nicht von heute auf morgen passiert sondern hat ja auch 2 bis 3 Jahrzehnte gedauert.
Aha. Gibt es noch ein drittens?
Ja klar. Drittens gibt es einfach gewachsene Strukturen der Organisation von Verkehr. Ein Beispiel: Die Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen (FGSV) legt fest, ab wann ein Zebrastreifen installiert wird oder wie lange Fußgänger maximal an der Ampel warten müssen (115 Sekunden!). Dieses Gremium tagt komplett ohne Öffentlichkeit und ist nicht demokratisch legitimiert aber es greift in gesellschaflitch relevante Bereiche ein. Die FGSV hat sich über Jahre vor allem mit dem Bau von Straßen, Brücken und Tunnels beschäftigt um möglichst vielen Autos gerecht zu werden. Aktuell gibt es aber in vielen Kommunen, Ländern und auch beim Bund politische Ziele, die auch auf andere Mobilitätsformen setzen. Da gibt es also eine Diskrepanz zwischen politischen Zielen und einer historisch gewachsenen personellen und organisatorischen Struktur!
Klingt alles irgendwie kompliziert.
Ist es auch. Es ist ja zusätzlich auch noch ein Gerechtigkeitsproblem! Die öffentlichen Flächen sind aktuell vor allem dem Autoverkehr gewidmet. Auch wer gar nicht Auto fährt, also zum Beispiel sämtliche Stadtradelstars, muss sich dem unterordnen. Eine Vergrößerung der Flächen für Fußgänger und Radfahrerinnen würde also niemandem etwas wegnehmen sondern einen Zustand herstellen, der der Allgemeinheit gerecht wird.
Hm.
Sind sie schon mal gemeinsam mit einem kleinen Kind auf dem Fahrrad durch Verden gefahren? Das ist – vorsichtig ausgedrückt – sehr, sehr gefährlich und eigentlich ist es die Hölle. Jedenfalls kein Vergnügen und es macht einem bewusst, wie sehr die Stadt auf den Autoverkehr ausgerichtet ist. Der Statz stimmt leider: Die Stadt ist aktuell für Autos gemacht, nicht für Kinder. Auch in den Nebenstraßen und auch in den Wohngebieten. Ich bin da immer fix und fertig nach so einer kleinen Radtour.
Oje. Ich finde das Interview jetzt schon ganz schön lang.
Ich auch, lass uns Schluss machen.
Ciao.
Tschüs.
(Dieses Selbstinterview wurde unter Zuhilfenahme der Arbeiten von Axel Wolfermann (HS Darmstadt), Alexander Rammert (TU Berlin), Jana Holz und Martin Fritz (Universität Jena) geführt.)
Das Ende
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, Verden, VerkehrssicherheitWerner Reichmann Bearbeiten
Drei Wochen Stadtradeln liegen hinter uns. Heute ist der letzte Stadtradeltag. Für mich als Radelstar geht damit die Zeit als Radelstar zuende. Bald bin ich wieder ein normaler Verdener, so wie alle anderen. Vorbei ist Pomp und Gloria.
Damit gehen für mich auch drei Wochen ohne Auto zuende. Das war für mich jetzt nicht so wahnsinnig schwierig, da ich auch sonst eher selten im Auto unterwegs bin.
Mir hat es jedenfalls große Freude bereitet mit vielen Menschen über das Thema Radfahren und Mobilität ins Gespräch zu kommen. Ich hätte noch viele Ideen für Blogeinträge gehabt, die ich aber in der kurzen Zeit nicht machen konnte. Die Themen Sicherheit, Verkehrsregeln und (mangelnde) Fahrradinfrastruktur kamen vielleicht zu kurz.
Außerdem hatte ich vier tolle Interviewpartnerinnen organisiert, die sehr unterschiedliche Lösungen für sich gefunden haben, das Fahrrad in ihren Alltag zu integrieren. Aber leider war es terminlich nicht möglich, alle Gespräche zu führen und zu posten. Vielleicht hole ich das an anderer Stelle nach.
Als Stadtradelstar habe ich natürlich versucht, ein gutes Vorbild zu sein, habe nicht nur auf das Auto komplett verzichtet sondern bin auch viele km geradelt. Nach den langen Touren war ich schon mal platt wie ein Pfannkuchen. Aber wenn ich es nicht mache, macht es halt keiner. Und irgendwer muss es ja machen.
Adieu und bis zum nächsten mal!
Schallalalalah!
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, Verden, VerkehrssicherheitWerner Reichmann Bearbeiten
Ich bin ja nicht nur Stadtradelstar von Verden sondern auch noch Ausländer. Also, so richtig. Das macht aber meisten nichts, weil ich anpassungsfähig und äußerlich unauffällig bin. Manchmal ist mir Deutschland aber fremd – wohl, weil ich nicht jedes der autochthonen Rituale verstehe.
Da wo ich (wie der Ostwestfale sagt) “wechkomme” ist Christi Himmelfahrt einfach nur Christi Himmelfahrt. Manche gehen in die Kirche, die meisten eher nicht. Man hat frei, dann einen “Fenstertag”, auch “Zwickltag” genannt, und dann noch Wochenende. Klingt friedlich und gut, ist es auch. In Verden und umzu ist das anders. Heute ist mir aufgefallen, dass hier sehr viele Menschen, die sonst niemals Fahrrad fahren, ausgerechnet an Christi Himmelfahrt mit dem Fahrrad unterwegs sind. Dabei hören sie laute und fröhliche Musik und/oder versuchen gemeinsam zu singen. Sie scheinen im Rest des Jahres genau so oft zu singen wie sie radfahren, nämlich nie, daher klingt der Gesang archaisch, wild und etwas unkoordiniert. Unkoordiniert ist auch das Stichwort fürs Fahrradfahren: die Schlangenlinie ist die Norm. Dass das Fahrrad einen praktischen Ständer hat, wissen die meisten nicht, es wird achtlos hingeworfen um sich anschließend kraftvoll in den Rabatten zu entleeren. Besonders rätselhaft bleibt das absichtliche zerschlagen von Glasflaschen auf der Straße. Das produzuiert haufenweise Scherben, die ja das Fahrradfahren nicht unbedingt sicherer machen.
Mir ist aufgefallen, dass an diesem musikalischen Fahrrad-Ritual vor allem Männer teilnehmen dürfen, nur wenige Frauen konnte ich dabei beobachten. Die wenigen Frauen singen aber auch gerne und haben dabei oft wenig an.
Jetzt habe ich mich informiert, ob das gemeinsame Grölen und unkoordinierte Fahrradfahren vielleicht was mit der ursprünglichen Idee von Christi Himmelfahrt zu tun hat. Antwort: Nein. Da scheint irgendwas anderes dahinter zu stecken. Bloß was?
Die Fahrrad-Vase
Radverkehrkulturtheorie, stadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Ästhetisierungstheoretische Überlegungen eines Stadtradelstars
Die meisten Stadtradelstars sind natürlich auch an Kulturtheorie sehr interessiert und lesen jede Menge dicker Bücher zu diesem Thema – zum Beispiel die von Andreas Reckwitz. Seine seit vielen Jahren verfolgte Großthese betrifft die Ästhetisierungs- und Singularisierungstendenzen in spätmodernen Gesellschaften. Er meint, Menschen unterliegen aktuell einem Kreativitätsdispositiv – d.h.: nicht kreativ sein zu wollen geht gar nicht! Er geht sogar noch weiter und sagt, dass gesellschaftlich formulierte Erwartungen existieren, dass sich Menschen als einzigartig, eben als “singulär” inszenieren sollen. Beiden Entwicklungen ist dabei eine große Paradoxie inhärent. Wenn am Ende alle durch ihre Kreativität einzigartig geworden sind, sind sie irgendwie ja doch wieder alle gleich! Für Reckwitz sind diese gesellschafltichen Entwicklungen als Gegenmodell zur allseits geforderten Vernunft und Disziplin zu interpetieren. Das Wilde, Ursprüngliche und Natürliche finde seinen Ausdruck in Kreativität und Singularität, es sei Refugium und Rückzugsort vom rational organisierten Alltag geworden. Punkt für Reckwitz, würde ich da sagen.
Es entsteht also so etwas wie eine Kreativ-Wettrennen, das – wie informierte Stadtradelstars wissen – auch schon bei Norbert Elias’ zivilisationstheoretischen Überlegungen angelegt ist und bei Pierre Bourdieu zu einem neuen und überzeugenden gesellschaftlichen Stratifikationsmodell führt.
Auch das Fahrrad ist Teil dieses Wettrennens geworden. Und ich würde sagen, dass die Besitzerin des Fahrrads auf dem Foto in diesem Wettrennen ganz weit vorne ist – klarer Platz eins in der Gesamtwertung. Die Fahrradvase ist sehr schön, sie ist zudem sehr außergwöhnlich: nicht aus Plastik oder Kunststoff – nein, aus zerbrechlichem echten Ton! Noch dazu wurde sie in Portugal gefertigt, was ihre Singularität noch weiter steigert, sie also noch “singulärer” macht als sie es wäre, wenn sie aus Morsum oder Ottersberg wäre. Sie wird stets mit neuen Blümchen bestückt, die gehegt und gepflegt werden. Eine echte Tonvase am Fahrrad! Hier vereinen sich Kreativität und Singularität zu einem ästhetischen Genuss, der den hegemonialen Diskurs des Kreativseins in sich und weiter trägt. Nachahmung wird nicht empfohlen (siehe Pardoxon oben).
Ich verspreche, morgen kommt wieder ein handfesteres Thema. 🙂
Fast Food
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Wenn es beim Essen schnell gehen muss, dann fahren alle Verdenerinnen und Verdener – na klar – nach Dauelsen! Aber sicher nicht was ihr jetzt denkt. Als Stadtradelstar kann ich natürlich nicht zu den üblichen Burgerketten fahren, weil da gibt es ja kein Fahrrad-Drive-In sondern nur eines für Autos.
Ganz anders ist das bei der “Genussbox” in Dauelsen mit der schönen Adresse Im Knippsande 22. Da kann man bequem mit dem Fahrrad direkt vorfahren, kann ohne Verzögerung ein vor Ort gekochtes Fertiggericht kaufen, mit Bargeld oder EC-Karte bezahlen und hat dann ein schnelles und leckeres Essen für zuhause. Und zwar jenseits von Burger, Döner & Pizza weil sich nämlich alle Radelstars über kulinairische Abwechslung freuen. Manchmal werden auch Produkte aus der Region verarbeitet (z.B. Kürbisse aus Völkersen), was ich dann besonders toll finde!
Staffelübergabe
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, stadtradelstaffelstab, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Heute habe ich ein neues Wort gelernt: Stadtradelstaffelstab. Mein lieber Freund Leopold (3) hätte wahrscheinlich Probleme dieses Wort auszusprechen. Als Stadtradelstar macht mir das aber nichts aus, denn der Stadtradelstaffelstab muss ja nicht ausgesprochen – sollte aber weitergegen werden. Und das haben wir heute gemacht. Eine schöne Gruppe an Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern, darunter auch der Verdener Bürgermeister, ist von Verden nach Achim geradelt um den Stadtradelstaffelstab an die Achimer weiterzureichen. Der Achimer Bürgermeister hat schon auf uns gewartet, es gabe Kekse und Obst, einen Fototermin und dann sind die Achimer und die Verdener Stadtradeler gemeinsam nach Langwedel geradelt. Das war eine große Gruppe aber die erfahrenen adfc-Radler haben uns gut durch den Verkehr gebracht.
Manchmal finde ich es schade, dass ich in solchen Runden ziemlich sicher der jüngste bin. Und das, obwohl ich nun wirklich nicht mehr der jüngste bin. Ich bin mir sicher, dass mich mit 20 eine Stadtradelstaffelüberagezeremonie auch nicht angemacht hätte und ich wäre eher ein Freitagnachmittagbier trinken gegangen als mit dem Bürgermeister über die Felder zu radeln. So ändern sich die Zeiten.
Lasten 2/2
Radverkehrlastenrad, stadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Als Stadtradelstar weiß ich natürlich, dass manche ein Problem beim Umstieg aufs Fahrrad darin sehen, wie man größere Sachen bequem transporieren kann. Beispielsweise ist der Wochendeinkauf manchmal zu groß um ihn noch im Korb oder in einer Gepäckträgertasche transportieren zu können. Wie ich schon in einem früheren Blog-Eintrag geschrieben habe, gibt es viele Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Auf eine in Verden neue und vor allem wirklich günstige Möglichkeit möchte ich heute genauer eingehen.
Seit ca. drei Wochen gibt es ein E-Lastenradsharing-System in Verden. Es ist also in Verden möglich, kostenlos E-Lastenfahrräder zu leihen! Total einfach übers Smartphone!! Juhu!!!
Und das geht so:
Zuerst muss man sich Registrieren. Also ist der 1. Schritt: Die App “12Drive+” herunterladen. Die gibt’s sowohl für Android- als auch für Apple-Smartphones.
Der 2. Schritt ist einfach: auf Registrieren klicken!
Für den 3. Schritt braucht man eine ruhige Hand: Auf der Verdener Lastenradsharingseite den QR-COde abscannen und anschließend das Formular ausfüllen. Nutzername und Passwort notieren, denn das benötigt man später wieder.
Der 4. Schritt ist einfach: 1-2 Tage auf Post von der Stadt Verden warten.
Im Brief von der Stadt Verden ist ein weiterer QR-Code zu finden. Nachdem man den auch eingescannt hat, ist die Registrierung abgeschlossen. Juhu!
Ab jetzt ist es einfach möglich, für bis zu 72 Stunden eines der 9 Lastenräder auszuleihen.
Nach der Buchung spaziert man zur Lastenradbox, Tür über die App aufmachen, Kabel ab, anderes Kabel ran, Schloß auf und …
… los geht die wilde Lastenradfahrt!
Dringende Empfehlung: Bevor man sich das erste mal ein Lastenrad ausleiht sollte man einmal die wichtigsten Fragen&Antworten durchlesen. Das wird beim ersten mal ausleihen wahrscheinlch sehr helfen.
Außerdem ist bei jeder Box innen an der Tür eine ausführliche Anleitung, wie die praktische Ausleihe im Detail funktioniert.
Ich sehe schon, wie sich langsam der Staub auf unserem Fahrradlastenanhänger festsetzt.
Wetter
Radverkehrregen, stadtradeln, stadtradeln23, Verden, wetterWerner Reichmann Bearbeiten
Den Garten freut es ebenso wie Wildtiere und Natur: heute regnet es. Als Radelstar beschäftige ich mich mit Dingen, die ich soundso nicht ändern kann, nicht sehr lange. Wenn es richtig regnet schnapp ich mir Regenjacke und -hose, Helmüberzug (von manchen auch abschätzig als “Helmkondom” bezeichnet) und (wenn es richtig schüttet) auch die Gamaschen. Voll ausgestattet sehe ich zwar lustig aus, bleibe aber trocken.*
Ich höre häufig die Klage, dass das Wetter in Norddeutschland nicht so richtig dazu geeignet ist, den Alltag aufs Fahrrad umzustellen. Und tatsächlich: Auch einem Radelstar geht es manchmal auf die Nerven, im Vollregen zu radeln: Wassertropfen auf der Brille, Regenjacke klebt an der Haut, zu Hause tropfe ich dann alles voll.
Naja, also erstens passiert es trotz norddeutscher Witterung erstaunlich selten, dass ich so richtig nass werde. Klar, ein paar Trotpfen bekomme ich regelmäßig ab. Aber dass ich so richtig tropfnass werde, passiert tatsächilch nicht so oft. Zweitens, na und? Nichts Schlimmeres soll passieren, als dass ich ein bissl nass gweorden bin. Und drittens kann es seeeehr romantisch und auch beruhigend sein, gemeinsam durch den Regen zu radeln und die Natur in all ihren Erscheindungsformen um sich zu haben.
Achja, dann gibt es ja auch noch den Winter. Der ist in Verden ja vergleichsweise mild aber manchmal kann es auch recht kalt sein. Dann empfehle ich Handschuhe, Schal und Helmmütze. Und wenn die Straßen mal eisig sind, bitte aufpassen und langsam fahren (also das gleiche wie mit dem Auto). Gegen den Wind hilft nichts außer den Körper fit halten und/oder E-Bike.
* Stimmt nicht ganz, weil die Regenhose schon 25 Jahre alt ist und daher nach ca. 40 Minuten Wasser durchlässt. Außerdem ist sie ursprünglich zum Bergsteigen gedacht und eigent sich daher nur bedingt zum Radfahren.
Savoir vivre.
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Da mir heute leider die Zeit gefehlt hat, einen eigenen Eintrag zu schreiben, bediene ich mich einfach an einer Meldung in der aktuellen Tagespresse. Was die Franzosen können, können die Deutschen doch schon lange! Oder?
Essen, was Du willst
Radverkehressen, stadtradeln, stadtradeln23Werner Reichmann Bearbeiten
Als Stadtradelstar möchte ich auch hin und wieder einen schönen Ausflug machen. Raus ins Grüne! Für solche Fälle sattle ich das Rennrad und fahr zum Beispiel nach Walsrode (Pause im Klosterpark) über Hodenhagen (Jause am Badesee) nach Rethem (Pommes bei Big Bull Grill) und wieder nach Verden.
Der Vorteil: Alle die häufiger solche Ausflüge machen, können essen was und soviel sie wollen — ohne zuzunehmen!
Heute werde ich gut schlafen. Gute Nacht.
Lasten 1/2
Radverkehrcargobikes, stadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Ich kann mich noch genau erinnern, als ich in Verden das erste mal bei der Friseurin war. Irgendwie hat sie herausbekommen, dass ich kein Auto habe und hat mich ziemlich entsetzt gefragt: “Und wie machen sie das, wenn sie einen Fernseher kaufen???”
Natürlich kaufen die meisten Menschen nur sehr selten Fernseher, aber grundsätzlich ist der Gedanke hinter der Frage ist schon berechtigt. Von Zeit zu Zeit muss man eben auch mal was Größeres transportieren. Wie mache ich das als Radelstar, der ja kein Auto von innen sehen darf?
Es gibt mehrer Antworten auf diese Frage:
- Die meisten Läden haben einen Bringservice, der meistens sogar erstaunlich günstig ist. Als wir umgezogen sind haben wir eine Spülmaschine bei Expert Bening in Verden gekauft. Die haben uns das Ding am Tag nach dem Kauf um 20 EUR vor die Tür gestellt. Das war einfach und unkompliziert.
- Ich besitze seit vielen Jahren einen Fahrradlastenanhänger. Der ist aus einer Zeit, als Lastentransport mit dem Fahrrad noch nicht soweit verbreitet war wie heute und deswegen sehr schwer. Er ist außerdem schon etwas ramponiert, weil er sehr regelmäßig verwendet wird und immer so halb im Freien steht. Das Ding hält viel aus und war verhältnismäßig günstig zu haben.
- Es gibt seit einiger Zeit Cargobikes, auch Lastenfahrräder genannt. Die sind meist mit einem Elektromotor zur Unterstützung ausgestattet und es gibt sie in unendlich vielen Varianten. Damit kann man schnell und bequem alles transportieren, was im Alltag anfällt und es gibt auch Modelle, die Kinder mitnehmen. Nachteil: Die Dinger sind nicht ganz günstig, werden aber von der Stadt Verden gefördert!
- Ich kenne auch Leute, die einen Bollerwagen haben um größere Sachen Sachen (z.B. den Weihnachtsbaum) zu transportieren – da passen auch ihre Kinder gut rein.
- Seit kurzem gibt es in Verden auch die Möglichkeit des Lastenradsharings. Weil ich das so gut finde, gibt es dazu noch einen eigenen Blogeintrag. Spoiler: Die Ausleihe ist komplett kostenlos!
Ich denke, die im “normalen” Alltag anfallenden Lasten können mehr oder weniger problemlos mit den genannten Möglickeiten transportiert (oder eben geliefert) werden. Es ist aber auch klar, dass es Grenzen gibt, beipisleweise wenn das Transportgut zu schwer oder zu groß ist. Gleiches gilt übrigens auch für den PKW.
Ich hatte zum Beispiel einmal die Idee, einen frischen Baumstamm zu transportieren. Das würde ich dem Anhänger nicht noch einmal zumuten wollen, denn der hat ziemlich unter der Last geächzt. Meinen Oberschenkeln ging es ähnlich.
Radelstar-Musik
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Mit Musik geht manches leichter. Auch beim Radfahren ist das so. Alle Radelstars wissen das. Daher habe ich extra für Euch die ultimative Fahrrad-Spotify-Playlist angelegt — mit den schärfsten Fahrrad-Songs und den besten Radl-Beats! Viel Spaß beim Hören!
https://open.spotify.com/embed/playlist/12PjSew7r8O3Ubq3GKFdRD?si=63b3f5e9701c4fd2&utm_
Allen, die sich jetzt fragen, ob man mit Kopfhörern überhaupt Fahrradfahren darf, sei ins Gedächtnis gerufen, dass das natürlich so ist! Allerdings darf die Lautstärke nicht “zu einer mehr als unerheblichen Gehörbeeinträchtigung führe[n] (OLG Köln, Ss 12/87)”. Hihihi.
(Hinweis: Ohne gültigen Spotify-Account ist es aus urheberrechtlichen Gründen leider nur möglich, einen Ausschnitt jedes Songs zu hören.)
Presse
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Als Stadtradelstar bin ich es natürlich gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Paparazzi begegnen mir wo ich geh’ und steh’, Homestories sind mein tägliches Geschäft. Hahaha.
Trotzdem freue ich mich sehr über die breite Berichterstattung übers Stadtradeln in den lokalen Zeitungen. Das Thema scheint auch nicht wenige zu interessieren. Aktuell (3.5.2023, 12:30h) haben sich 1367 Personen dafür angemeldet. Das sind rund 5% der Verdener Wohnbevölkerung. Wenn man bedenkt, wie viele Gründe es geben kann, dass man sich nicht beim Stadtradeln anmeldet (zu viel um die Ohren, Fahrradfahren interessiert mich nicht, zu jung, zu alt, keinen Bock, vergessen, Handy ins Klo gefallen etc.) würde ich das Stadtradeln schon jetz als erfolgreiche Aktion bezeichnen.
Die Artikel kann man auch online lesen, was ich sehr großzügig finde, denn die Journalistinnen haben sich (an einem sonnigen Samstag Vormittag) sehr viel Zeit genommen (hier gehts zur Verdener Aller-Zeitung und den Verdener Nachrichten). Bemerkung am Rande: Erst durch die Fotos in der Zeitung habe ich gesehen, dass ich (äußerlich) größer bin als Bürgermeister Brockmann!
Der Start
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Als Stadtradelstar weiß ich natürlich, dass es beim Stadtradeln eigentlich zuallererst darum geht, die Wege des Alltags mit den Fahrrad zu machen. Also zum Beispiel Einkaufen, zur Arbeit fahren, rüber zu Uschi auf einen Kaffee, kurz zu Herbert auf einen Schnack und sowas halt.
Es hat sich aber glücklicherweise auch etabliert, dass in der Stadtradelzeit viele längere Touren gemeinsam gemacht werden. Beispielsweise veranstaltet der adfc in Verden viele Feierabendtouren, bei denen alle mitmachen können (alle Touren & Termine findet ihr hier: https://www.stadtradeln.de/verden). Das ist eine schöne Gelegenheit, gemeinsam Verden und die Umgebung zu erradeln.
Ich bin gestern auch gemeinsam mit meinem Stadtradel-Team mit einer Eröffnungstour ins Stadtradeln gestartet. 14 nette Leute sind bei bestem Wetter gemeinsam Richtung Süden gefahren, haben einen kurzen Stopp bei Stoffers Hoff gemacht um einen der schönsten Hofläden Verdens anzugucken, haben mit der Solar-Aller-Fähre von Otersen nach Westen übergesetzt, wurden da bestens mit Essen und Getränken versorgt, haben viel gequatscht und sind dann über Geestefeld wieder zurück nach Verden gefahren. So soll das sein.
(Dass ich dann noch anschließend nach Intschede auf ein leckeres Bauerhofeis gefahren bin, habe ich den anderen nicht gesagt. Deswegen führe ich jetzt natürlich unser Team an. Ätsch!)
Letzte Vorbereitungen
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, technik, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Als Stadtradelstar habe ich gestern bei der Inauguration eine kleine Tüte mit lauter netten Überraschungen bekommen. Darunter waren leckere Riegel, was Gesundes zu trinken und — eine Fahrradklingel! Ich habe sie gleich ausprobiert und sie wurde als “durchsetzungsstark aber noch nicht unfreundlich” charakterisiert, was ich sehr begrüßenswert finde. Als letzte Vorbereitung, bevor es morgen, am 1. Mai so richtig mit dem Stadtradeln losgeht, habe ich meine alte Klingel abmontiert (die übrigens auch nicht unfreudlich aber deutlich weniger durchsetzungsstark war) und die neue angeschraubt.
Wer also in den kommenden 21 Tagen diesen Ton
hört, weiß, dass ich ihm freundlich aber durchsetzungsstark auf den Fersen bin.
Inauguration
Radverkehrernährung, stadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Um ein richtiger Stadtradelstar zu werden, gibt es eine offizielle Zeremonie in der man zum Radelstar ernannt wird. Also eine Art Radelstarinauguration.
Der Bürgermeister war da und hat mit allen geschnackt, die neuen Leihlastenräder wurden gezeigt, der afcd hatte einen Stand, es gab Kaffee und Tee, ein lustiger Zauberer hat Ballons für Kinder gebastelt, die Stadtbibliothek hat Radlbücher gezeigt und man konnte mit Wackelrädern fahren. Die waren angheblich Kult in den 80er Jahren und sahen lustig aus. Ich hatte den Eindruck, dass richtig was los war.
Und für den Stadtradelstar hat es sich auch schon mal gelohnt, denn ich habe eine Tüte voller kleiner netter Überraschungen bekommen, die ich in den nächsten Wochen gut gebrauchen kann. Danke dafür!
… und danach…
Am Nachmittag ging es dann noch über Morsum nach Theding- und Emtinghausen. Da auch ein Radelstar nicht von Luft und Liebe alleine leben kann muss er manchmal was essen, beim Radeln allemal. Dafür habe ich heute einen tollen Selbstbedienungsautomaten in Achim (Ecke Alte Dorfstr./Uesener Weserstr.) entdeckt. Da gibt es regionale Sachen zum essen, Eier, Wurst, Nudeln und sowas. Und auch — speziell für hungrige und durstige RadlerInnen — Getränke und Chips! Alles in bio-Qualität und bezahlt habe ich mit dem Smartphone. Genau so find ich das praktisch. Ich bin jedenfalls heute einmal nicht hungrig nach Hause gekommen. Mahlzeit.
Der Stadtradelstar-Blog
Radverkehrstadtradeln, stadtradeln23, VerdenWerner Reichmann Bearbeiten
Moin, mein Name ist Werner und ich bin ein Stadtradelstar!
Vom 1. bis 21. Mai 2023 findet das jährliche Stadtradeln in Verden statt. Wie in jedem Jahr gibt es auch dieses mal wieder Stadtradelstars. Die dürfen 3 Wochen lange kein Auto von innen sehen und müssen alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Hier könnt ihr mitlesen, wie es mir dabei ergeht.